Gewerkschafterin

Seit 2019 bin ich Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di und in dieser Funktion vertrete ich Zehntausende Medienschaffende – gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundesvorstand der dju und den Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand der Fachgruppe Medien in ver.di. Gewerkschaftsarbeit ist Teamarbeit und daher bin ich lediglich nur ein Gesicht der berufsständischen Vertretung der in ver.di organisierten Journalistinnen und Journalisten.

Gewerkschaftspolitisches Engagement geht für mich einher mit einer geraden, klaren Haltung, die meiner Meinung nach als Journalistin und Journalist zwingende Voraussetzung ist, um den demokratischen Auftrag dieses Berufes angemessen erfüllen zu können. Für mich gehört dazu das eindeutige Bekenntnis zum Grundgesetz und Verfassung, die Leidenschaft für den Wettstreit der besten Meinungen und der unbedingte Wille, dass Freiheit, Vielfalt und Chancengleichheit für alle unbedingte Werte unserer Demokratie sind, für die wir streiten, diskutieren, kämpfen müssen.

Darüber hinaus bin ich im Jahr 2019 – nach langem Zögern und einem Jahre andauernden Reflexionsprozess – Mitglied in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geworden. Als Journalistin, die berufssozialisiert wurde unter dem Ethos der unbedingten Unabhängigkeit, dem Gebot zur Neutralität und der Aufforderung, sich nicht gemein zu machen – auch nicht mit einer guten Sache – war diese Entscheidung keine leichte. Doch angesichts der eklatant hohen Zustimmungswerte in der Bevölkerung für rechtsextreme Parteien sah ich keinen anderen Ausweg, als diesen Schritt zu unternehmen und mich zur Sozialdemokratie zu bekennen. Ich selbst bin in einem Arbeitgeberhaushalt aufgewachsen, meine Familie führte über mehrere Generationen ein mittelständisches Unternehmen der Metallverarbeitung und stellte Sturmlaternen her; auch diese Herkunft bedeutete einen großen Schritt hin zur ältesten Arbeiter- und Arbeiterinnenpartei Deutschlands. Am Ende aber wuchs die Einsicht: Wenn ich mein Demokratieverständnis und mein Mandat in der Gewerkschaft ernst nehmen möchte, dann kann ich auch in die Partei eintreten. Meine Unabhängigkeit als Journalistin beeinflusst dies nicht – im Gegenteil, ich habe oft den Eindruck, dass ich heute besser journalistisch einordnen kann, weil ich für mich geklärt habe, wo ich politisch stehe und dies auch öffentlich gemacht habe.

Als Gewerkschafterin setze ich mich ein für bessere Arbeitsbedingungen im Journalismus – denn ohne diese ist nicht nur die Pressefreiheit in Gefahr, es ist auch ein Risiko für unsere demokratische Gesellschaft. Besonders am Herzen liegt mir aber auch, dass Männer und Frauen im Journalismus gleichgestellt sind, dass die Medien insgesamt vielfältiger werden und dass die Vielzahl der soloselbständigen Kolleginnen und Kollegen eine starke gewerkschaftliche Vertretung finden. Zu guter Letzt spornt mich die Herausforderung an, den digitalen Wandel für den Journlismus im Sinne der Beschäftigten gut mitgestalten zu können. Und als jemand, der aus einem Familienunternehmen stammt, ist mir der partnerschaftliche Dialog mit der Arbeitgeberseite wichtig. Gute Lösungen finden Sozialpartner nur auf Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt.